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GLANTZ "Reality On Pills" CD-Rezension

„Glantz“? Sagt mir nichts. Ich musste erstmal im Netz recherchieren, was es mit der Band auf sich hat. Ich lese also: „[…] das 4. Album einer Hexalogie …“ Hm, klingt nach Kunstkacke. Ich lese weiter: „[…] arbeiten auch im Bereich Theater, Filmmusik und … Werbung …“ ?!? Oha … Das soll ich mir anhören? Warum? Gibt es nicht genug Musiker und Bands, genug Veröffentlichungen, die man besprechen könnte. Nun also Glantz … gehe entsprechend, nichts erwartend, an diese CD …

… und muss feststellen: ein bemerkenswertes Album, was Glantz da gelungen ist. Es erinnert manchmal etwas an die frühen TV on the Radio und manchmal auch an Notwist. Der Sound ist an manchen Stellen etwas gewöhnungsbedürftig, aber in sich schlüssig. Beim ersten Hören bekommt man den Eindruck, dass die überwiegend einfachen Texte, Glantz offenbar nur als Träger der zum Teil sehr hookigen Gesangslines dienen, allerdings entpuppen sich diese Texte beim näheren hinsehen, meist als versteckte, kleine Wahrheiten über Zustände und Befindlichkeiten, der modernen (Gefühls-)Welt, ohne dabei aufdringlich sein zu wollen.

„Reality On Pills“ ist sicher kein leicht zu goutierendes Werk, aber man entwickelt nach mehrmaligem Hören eine gewisse (wenn auch streckenweise-perverse) Freude an der Tiefe der Songs und der Produktion.

Empfehlenswert für Leute, die etwas entdecken wollen. Sicherlich nichts für schwache Nerven, und nichts für Menschen, die Musik zur Entspannung wollen. Alles in allem, eine seltsame Platte, die mich aber sicher noch etwas beschäftigen wird, ob ich will oder nicht.

(Bettina Fein)