Kategorie-Archiv: Szene

GLANTZ "Reality On Pills" CD-Rezension

„Glantz“? Sagt mir nichts. Ich musste erstmal im Netz recherchieren, was es mit der Band auf sich hat. Ich lese also: „[…] das 4. Album einer Hexalogie …“ Hm, klingt nach Kunstkacke. Ich lese weiter: „[…] arbeiten auch im Bereich Theater, Filmmusik und … Werbung …“ ?!? Oha … Das soll ich mir anhören? Warum? Gibt es nicht genug Musiker und Bands, genug Veröffentlichungen, die man besprechen könnte. Nun also Glantz … gehe entsprechend, nichts erwartend, an diese CD …

… und muss feststellen: ein bemerkenswertes Album, was Glantz da gelungen ist. Es erinnert manchmal etwas an die frühen TV on the Radio und manchmal auch an Notwist. Der Sound ist an manchen Stellen etwas gewöhnungsbedürftig, aber in sich schlüssig. Beim ersten Hören bekommt man den Eindruck, dass die überwiegend einfachen Texte, Glantz offenbar nur als Träger der zum Teil sehr hookigen Gesangslines dienen, allerdings entpuppen sich diese Texte beim näheren hinsehen, meist als versteckte, kleine Wahrheiten über Zustände und Befindlichkeiten, der modernen (Gefühls-)Welt, ohne dabei aufdringlich sein zu wollen.

„Reality On Pills“ ist sicher kein leicht zu goutierendes Werk, aber man entwickelt nach mehrmaligem Hören eine gewisse (wenn auch streckenweise-perverse) Freude an der Tiefe der Songs und der Produktion.

Empfehlenswert für Leute, die etwas entdecken wollen. Sicherlich nichts für schwache Nerven, und nichts für Menschen, die Musik zur Entspannung wollen. Alles in allem, eine seltsame Platte, die mich aber sicher noch etwas beschäftigen wird, ob ich will oder nicht.

(Bettina Fein)

I-Motion wählt ticketscript als exklusiven Ticketing-Partner im Bereich Online-Ticketing

Berlin, 25. Mai 2011 – Ticketscript hat mit I-Motion, Deutschlands führendem Festivalveranstalter im Bereich der elektronischen Musik, für die kommenden Jahre einen exklusiven und langfristigen Kooperationsvertrag geschlossen: Auf den eigenen Event-Websites und den Facebook-Auftritten der Veranstaltungen können Eintrittskarten künftig direkt als bequeme Print@Home-Tickets über die ticketscript-Software erworben werden.

Im Rahmen der Partnerschaft wird ticketscript exklusiver Partner für den Bereich Online-Ticketing und übernimmt sowohl die gesamte Kaufabwicklung, als auch die Besucher-Registrierung, Ticketausstellung und Abrechnung für den Veranstalter.

I-Motion sieht insbesondere im eigenen Facebook-Ticketshop einen neuen Vertriebsweg mit enormem Potenzial: „Durch die Kooperation mit ticketscript haben wir einen wichtigen Schritt in Richtung Social Media getan. Für uns steht außer Frage, dass Facebook einen wichtigen Verkaufskanal für die Zukunft darstellt“, so Nikolaus Schär, Gründer und Geschäftsführer der I-Motion GmbH.

Über die zusätzliche Standardintegration von Social Plugins zur Bewerbung von Events, haben Ticketkäufer die Möglichkeit, Ihr gesamtes Netzwerk mit nur einem Mausklick über Ihre Teilnahme an einem Event zu informieren.

„Wir freuen uns, dass die langjährige Zusammenarbeit mit I-Motion auf diesem Wege weiter gefestigt wird“, so Marco Meijer, Group Sales Director/CCO, ticketscript. „Unser Service wurde in den vergangenen Jahren von I-Motion bereits für viele Events erfolgreich genutzt. Wir bedanken uns für das Vertrauen und freuen uns auf die künftige exklusive Zusammenarbeit.“

Die beliebten E-Tickets werden somit erneut für alle kommenden I-Motion-Events, wie beispielsweise für die Ruhr-in-Love (25.06.2011 / Olgapark, Oberhausen) und die NATURE ONE (05. – 07.08.2011 / Raketenbasis Pydna, Kastellaun), erhältlich sein.

Dub Sonata – Nights in Cuba

Im Januar 2010 reiste der Produzent Dub Sonata durch Kuba und stieß dabei auf eine wahre Goldgrube aus alten Schallplatten. Mit diesen Schätzen im Gepäck kehrte er anschließend wieder nach New York zurück und entwickelte schließlich sein Album „Nights in Cuba“, ein Instrumental-Album, welches auf Ausschnitten und den Ideen aus den gefundenen Aufnahmen aufbaut.  Mit harten Schlägen und Kratzern von Scram Jones, überlagert von Bass, Flöte, Trompete, Altsaxophon, Klavier und Akustikgitarre, entführt das 19-Track Album den Zuhörer in die Straßen Havanas! Das 28 seitige Booklet liefert dabei gleich noch die passenden Fotos aus Kuba mit.

Dub Sonata hat Songs für Rhymefest, Sadat X, Kool G Rap und kommende LPs mit Serius Jones und Double A.B. produziert. Außerdem produziert er, und spielt spielt Keyboard in der Band „Like Diamonds“, die beim diesjährigen Camp Bisco 9 auftraten. Im Jahr 2007 veröffentlichte er unter Anderem das Album „On The Arm“, eine Zusammenstellung aus Songs von Nature, Bizzy Bone, Dom Pachino, C-Rayz Walz, Vast Aire und weiteren.

weitere Infos unter: www.dubsonata.com

Torpedohead: Let’s Go For A Ride

Torpedohead stehen für eine explosive Mischung aus messerscharfen Rock n’ Roll Riffs mit erdigem Drive und eingängigen, mehrstimmigen Hooklines. Das Trio lässt die Vorstellung, dass AC/DC mit den New York Dolls jammen, Wirklichkeit werden und wandelt dies in ihren eigenen, riffgesteuerten Sound um.

Mit ihrem Debüt Lovesick Avenue hat das Trio bereits in 2009 für Aufhören gesorgt und die Fachpresse begeistert. Im April 2010 haben Torpedohead mit Produzent Siggi Bemm (Kreator, Peter Maffay, Udo Lindenberg) die aktuelle Let’s Go For A Ride EP aufgenommen.

Stilsicher zwischen modernem, eingängigen Sound und kompromissloser Hommage an ihre Einflüsse haben Torpedohead einen zukunftsweisenden Sound geschaffen. Die EP erscheint am 12. November 2010 als Download im Handel. Torpedohead haben locker 50 Liveshows in Deutschland und im Ausland gespielt. Darunter zahlreiche Supportshows für internationale Größen wie die legendären “New York Dolls, The Mansfields, Peter Pan Speedrock, The Lurkers oder The Chuck Norris Experiment“.

Im Herbst 2010 ging’s laut und munter weiter:
25.10. Frankfurt – Nachtleben
05.11. Rüdesheim – Hajos
10.12. Berlin – Wild at Heart
25.12. Frankfurt – Batschkapp

Mehr Infos bei www.eat-music.net

RoseS – heiße Schülerinnen geben Gas!

RoseS – Die Girlband
der Anton-Seitz-Schule

Heart On Fire“ heißt die aktuelle CD der Girlgroup RoseS der Anton-Seitz-Hauptschule aus Roth. Sie bestehen seit Beginn des Schuljahres 2009/2010 und wurde durch einen Gesangswettbewerb zusammengestellt. Die Band besteht aus insgesamt 7 Mädchen der sechsten bis neunten klasse der Hauptschule. Fünf davon sind fest in der Band:

RoseS

RoseS – Die Girlband

  • Tatiana (Italien, 13)
  • Valerie (Dominikanische Republik, 12)
  • Franziska (14)
  • Jennifer (12)
  • Vanessa (15)
  • Maike (Gastsängerin, 13)
  • Jasmin (Gastsängerin, 13)

Die Bandgeschichte von „RoseS“ begann 2006 mit einer Besetzung, die neben vielen schönen Auftritten (z.B. Blaue Nacht, Fürth-Festival) v. a. das Nordbayrische Finale des Emergenza-Wettbewerbs erreichen konnte und somit mit 2 Gigs im vollen „Hirsch“ vor hunderten Zuschauern spielen konnten.

Mit der neuen CD möchte die Schulband an diese Erfolge anknüpfen.

RoseS Live

RoseS Live

Die Songs der mittlerweile 2. CD wurden vom Leiter der Schulband Gerald Klimanek (Hauptschullehrer, 40) getextet und komponiert. „Heart On Fire“ soll vor allem Jugendliche, Schülerinnen und Schüler ansprechen. Deswegen gibt es die CD auch für kostengünstige 2 Euro über die Anton-Seitz-Schule und die bandeigene Homepage: www.roses-roth.de

Besuchen Sie die Homepage, hören Sie sich die Lieder an, schreiben Sie ins Gästebuch, fragen Sie nach Autogrammen, bestellen Sie die CD:

www.roses-roth.de

RoseS Autogramme

RoseS schreiben gerne Autogramme für die vielen Fans

Jan Delay & DISKO Nr.1

Die größte Funk-Disco-Dance Party in Baden-Württemberg (22.07.2010)

(Fotos, Quelle: Juri Junkov, stimmen.com)

Live-Bericht über das groovigste Ereignis des Lörracher Stimmen-Festivals 2010

Es tönt mächtig groovig aus der geilen Sound-Anlage, es erinnert ein wenig an Cameo’s Word Up aus den 80ern, da kommt Jan Delay und bringt mächtig Tanzstimmung mit „Rave against the machine“ und „Türlich türlich…“

Alles tanzt und bebt, da geht’s schon weiter mit Musikzitaten die nach „Everybooooody“ und so klingen… „Die Sonne scheint“, „Gustav Gans“ mit Anleihen aus den Samplesounds von Usher’s „Yeah“. Absolute, spitzen Soundcollagen und super Choreographien. Jan kündet aber schon seinen LETZTEN SONG an…???

Der geht aber mindestens 80 Minuten sagt er… und alles tanzt weiter:

„Füxxe“, „Das Boot“, „Large“, „Abschlussball“, danach wird’s ruhiger und reaggae-mäßiger: „Vergiftet“. Hier versingt sich der Star ein wenig, macht Späßle, weiter geht’s.

„Leben“, „Fremdscham“.

Spätestens bei „Showgeschäft“ wird jedem Jan’s musikalische Verwandtschaft mit Megafunker Prince bewusst.

„Ahn‘ ich gar nicht“ und „Raveheart“ heizen ein und bei „Disko“ darf auch das Publikum kräftig mitsingen, abwechselnd mit Jan Delay’s Falsett-Gesang.

Bei „Fäule“ kommen wieder bekannte und beliebte Soulpop-Zitate ala „Everybody dance now“… Hammermäßige Tanzeinlagen von den Disko-Girls… Alles was man zum Winken und Wedeln benutzen kann darf rausgeholt werden: Schals, Handtücher, Regenjacken, Müllsäcke, alles bewegt sich, Lörrach dreht durch und auf der Bühne hämmert „Oh Johnny“. Die LED-Wände geben Ihr Bestes, alle Highlights in Lichtshow transformiert…

Das Publikum fordert mehr… die Zugaben beginnen mit einer exzellenten Musikervorstellung, kleinen Soli und Stopps, alles groovt… Und der Wahnsinn sind die Chormädels, also die Tanzmädels, also die Soulsängerinnen, na ja jedenfalls die DISCO-NumberOne-Girls, als sie jede einen groovigen Reim auf „Lörrach“ rappen !!!

Zum Schluss wird klar „der Lörracher Marktplatz ist ja ganz schön, aber den reissen wir jetzt ab…“ mit „… in der Stadt“ und „wir machen das KLAR…“. Und noch ein Megafinale: 3. Zugabe, „Antichrist ist dead“ von Napalm Death…?…

Insgesamt ein Mega Dance- und Groove-Event der Superlative.
Vielen Dank, that’s Funk!
Der music-ivan.

Xaivier Naidoo – Stimmen 2010 Festival Lörrach

(Fotos, Quelle: Juri Junkov, stimmen.com)

Xavier Naidoo: am 24.07. 2010 beim Stimmen Festival »
Himmel auf Erden in Lörrach

Einer der absoluten Höhepunkte und natürlich total ausverkauft, war Xavier Naidoo am Samstag, am Marktplatz in Lörrach. Wenn dieser Künstler auf die Bühne geht, dann sieht man im Publikum, ab dem ersten Ton, nur glückliche Gesichter.

Daniel Stoyanov

Es begann schon mit einem hervorragenden Support-Act: Der junge Sänger Daniel Stoyanov begeisterte alleine und mit seiner Gitarre, die fröhliche Menschenmenge. Er hat einen extrem charmanten und markanten musikalischen Stil, sehr soulig, weiche Übergänge zwischen Kopf-und Bruststimme. Und eine wirklich erstaunliche Art Gitarre zu spielen. Wenn Sie den Film „Klang des Herzens“ kennen, dann wird Ihnen vielleicht die extravagante Art, mit der dort Gitarre gespielt wird noch in Erinnerung sein. So spielt auch Daniel, mit beiden Händen schlagend am Griffbrett (Tapping), Flageolett-Töne en masse, und unglaubliche Rhythmik. Das lernt man nicht beim Gitarrenlehrer, dass ist orchestrales Gitarrenspiel. Dazu gute deutsche Texte und vorallem ansteckenden Fun und Augenzwinkern in der Musik.

Leider wurde er viel zu forsch von einem Xavier-Backliner (Roadie) von der Bühne gescheucht, der wohl fand, dass ein Supportact nicht so wichtig sei. Im Falle eines Daniel Stoyanov war es eine wirkliche Bereicherung für jeden Anwesenden. Bleibt zu hoffen, dass Xavier und die Produzenten ihn weiterhin unterstützen, bis seine Bekanntheit groß genug ist.

Xavier Naidoo

Nun, was soll man zu Xavier noch groß sagen: Er hat die Message, er hat den deutschen Soul und er hat das Publikum total verzaubert. Seine Bühnen-Präsenz war enorm und wenn er auf der rechten Vorbühne ins Publikum reinlief, war kein Halten mehr auf dem Lörracher Festplatz.

Im Set waren alle Hits die man sich wünschen kann:

  • Mut zur Veränderung
  • Seeleute
  • Alles kann besser werden
  • Wo willst du hin
  • Führ mich ans Licht
  • Bist du am Leben interessiert
  • Gib dich nicht auf
  • Söldnerlied
  • Das war noch nicht alles
  • Into deep
  • Ich brauch dich
  • Bevor du gehst
  • Zeilen aus Gold
  • 20.000 Meilen
  • Ich kenne nichts
  • Bitte hör nicht auf zu träumen

Natürlich wussten die Fans, die völlig begeistert „Zugabe“ schrien, dass da noch ein paar bekannte Megahits fehlen. Und natürlich gab es noch ein langes Zugaben-Set. Xavier überraschte sein Publikum auch immer wieder mit schnellen und superlässig absolvierten HipHop-Moves und Tanzeinlagen. Die Band spielte sehr genaue und tüftelige Arrangements, perfekt wie im Studio und trotzdem mit gutem Live-Charakter.

  • Himmel über Deutschland
  • Sie sieht mich nicht
  • Was wir alleine nicht schaffen
  • DIESER WEG (mit Deutschland-Flagge umgehängt – zum abschied noch:)
  • Und wenn ein Lied…

Das Publikum war glücklich, alles bestens. Der Sound war stellenweise ein wenig zu familienfreundlich, sprich, nicht allzu druckvoll, manchmal sogar zu leise. Ich war manchmal hinten im Gelände, manchmal vorne in der ersten Reihe und trotzdem konnte man Xaviers Ansagen kaum verstehen. Aber wenn er sang, dann stand seine Stimme wie eine 1 im Raum (und auf dem Platz). So gesehen und weil ja auch wirklich viel junges Publikum da war, ist ein eher zu sanfter als zu lauter Sound schon vertretbar. Wie gesagt, seine Singstimme war überall präsent und kräftig.

Meiner Freundin hat es auch super gefallen, was wiederum mir sehr gefiel, denn sie will eigentlich schon seit 10 Jahren mit mir auf ein Xavier Konzert… Music-Journal und dem hevorragenden Presseteam des Burghof Lörrachs sei gedankt, ein fantastischer Abend für uns und Dank Xavier & Band, auch für abertausende Besucher.

Der music-ivan.

Milow – Stimmen 2010 Festival Lörrach

(Fotos, Quelle: Juri Junkov, stimmen.com)

Als ich gestern zum Open Air von Xavier Naidoo fuhr (Bericht hier…) hörte ich im Radio ein Interview von Milow, der gerade in Stuttgart auftrat. Er erzählte, dass er eigentlich Jonathan Vandenbroek heißt, aber der Name sich seiner Meinung nach nicht für eine internationale Karriere eigne, und er früher schon auf den Namen Milow kam, einfach weil er ihn schön fand. Nun, 7 Jahre später, ist er tatsächlich ein internationaler Künstler! Letztes Jahr war er noch im Vorprogramm, dieses Jahr ist er ein Headliner, der Haupt-Act am Sonntag:

Milow am 25.07 beim Stimmen-Festival in Lörrach

Inmitten von glücklichen, 13 bis 15-jährigen Teenies, aber auch Mamas, Papas und Junggebliebenen genoß ich ein sehr sympathisches und angenehmes Konzert. Der Künstler überraschte mich mit verschiedenen Wendungen in seinem Programm. Lieder die oft samtweich und kuschelig begannen, wurden immer dynamischer und die hervorragende Band baute ein immer pompöseres Arrangement um die Grundmelodie auf.

Großes Lob auch an die Sängerin Nina Babet, die mit gefühlvoller zweiten Stimme Ihren Hauptakteuer perfekt ergänzte. Hier ein Auszug aus der Songliste:

  • The Kingdom
  • Stephanie
  • Until the morning comes
  • Canada
  • Darkness ahead and behind
  • The Ride
  • One of it
  • Out of my hands – Hier bat der Künstler um eine respektvolle Ruhe, denn er widmete dieses Lied den Opfern der Loveparade, am Tag zuvor. Er sagte, er wäre gestern in Stuttgart von der Bühne gekommen und habe mit Bestürzung die traurige Nachricht erzählt bekommen.
  • She might she might
  • The Priest
  • You don’t know
  • Born in the 80s
  • AYO TECHNOLOGY (in einer unglaublichen, dynamischen 9-Minuten-Fassung)

Danach gab es ein fantastisches Zugabenset, bei dem sich die ganze Band um ein einziges, sündteures Studio-Mikrofon versammelte, und eine Gänsehaut-Atmosphäre mit ihren perfekt arrangierten Unplugged-Versionen von:

  • In my Pocket
  • Launching ships
  • Dreamers and renegades

ablieferten. Alles in allem war der Sound perfekt und angenehm. Die Bühnenkulisse war dominiert von mannshohen Lettern MILOW. Und das Licht wechselte zwichen poppig und Clubatmosphäre, dazu wurde der Künstler manchmal nur von 2 Bodenscheinwerfern angestrahlt. Sehr gelungen insgesamt. Mein 13-jähriger Sohn war sehr elektrisiert und absolut stolz, diesen Chartstürmer, der täglich bei MTV und Viva läuft, hautnah von der ersten Reihe aus, sehen zu dürfen. Na bitte, was will man mehr.

Der music-ivan.

Frauen gestalten Jazz

Bundesjazzorchester spielt im Rahmen von „Frauengestalten“ auf den Passauer Europäischen Wochen

Bonn, 07.07.2010 – Unter der Leitung von Steffen Schorn präsentiert das Bundesjazzorchester am 11. Juli 2010 ab 18 Uhr das Programm „Women in Jazz“ in einem „Picknickkonzert“ im Rahmen der Festspiele „Europäische Wochen Passau“ auf Gut Aichet in Thyrnau (Nähe Passau). Mit den Gastsolistinnen Julia Hülsmann am Klavier und Meike Goosmann am Saxophon und an der Klarinette werden ausschließlich Kompositionen der beiden „Frauengestalten“ und ihrer Kollegin Efrat Alony zu Gehör gebracht. Weiterlesen

Erika Funk-Hennigs: Abgrenzung oder Anpassung?

4.09.2000

Musikalische und politische Wandlungsprozesse innerhalb einer Jugendkultur – dargestellt an der Skinheadszene.

Die Ursprünge der Skinheadbewegung in den sechziger Jahren

Die jugendkulturellen Wurzeln der Skinheads gehen auf die Arbeiterviertel der britischen Großstädte der 60er-Jahre zurück. Das nach dem 2. Weltkrieg auch in Großbritannien erfolgte Wirtschaftswunder war in den Großstädten mit Sanierungsphasen verbunden, die die Strukturen der alten Arbeiterviertel zerschlugen. Die traditionelle Einheit von Wohnen, Arbeiten und Freizeitgestaltung konnte nicht länger aufrecht erhalten werden. In die heruntergekommenen Billigwohnungen zogen Einwanderer aus den ehemaligen Kolonien ein, was eine grundlegende Änderung der Infrastruktur zur Folge hatte.

Die Arbeiterklasse fühlte sich dieser Situation gegenüber ohnmächtig und empfand die Fremden nur als unerwünschte Konkurrenten auf dem Arbeitsmarkt.

Die Jugendlichen dieser „Working Class“ identifizierten sich mit ihrer Herkunft, betonten z.B. gegenüber den Mittelschichtjugendlichen bewusst männliche Härte, die sie nicht nur durch ihr Outfit, sondern auch durch ihre Körpersprache und ihr rüdes Verhalten auf den Straßen und in den Kneipen zum Ausdruck brachten. Das Übertreten von Gesetzen und bürgerlichen Verhaltensregeln stellte eine normale Bewältigung des Alltags dar, der oft genug langweilig war und durch entsprechende Provokationen aufgewertet wurde. 14 – 17 jährige Jungen versammelten sich auf den Straßen und versuchten durch ungeplante, wenig zielgerichtete Randale der Langeweile zu entfliehen.
Als leidenschaftliche Fußballfans stellten die Skins der ersten Generation bereits den Kern der gewaltbereiten Szene in den Stadien dar. Neben der Lust auf körperliche Konfrontation und Angstüberwindung standen z.B. bei Straßenschlachten, in denen vorwiegend vermeintlich Schwule, Pakistaner und Afrikaner verprügelt wurden, Überlegungen im Vordergrund, ihre Straßen von Fremden und Andersartigen „rein“ zu halten. Mit Tätowierungen, kurz geschorenen Haaren, Doc Martens Stiefeln (anerkannte Arbeitskleidung, billig zu erstehen) und über Hemden oder T-Shirts getragenen Hosenträgern, später auch Bomberjacken, signalisierten sie ein proletarisches Außenseitertum, das sich bewusst von den smart gekleideten Mittelstandsjugendlichen abhob.

Klaus Farin interpretiert dieses „Skinhead-Way-of-life“-Verhalten als den verzweifelten Versuch, die guten und einfachen alten Zeiten wieder zurückzuholen. Ihr Protest sei nicht zukunftsorientiert, sondern auf das Bewahren der alten und vertrauten Sicherheiten und Werte bedacht (Farin 1997,23).
Working Class bedeutete demnach die Glorifizierung körperlicher Arbeit und die Pflege traditioneller Männlichkeitsrituale, eingeschlossen die Vorstellung von der untergeordneten Rolle der Frau (Farin 1997, 24).

Ausländerfeindlichkeit

Die Ausländerfeindlichkeit der Skins richtete sich nicht gegen alle Einwanderer. Die Jamaicaner aus der Karibik wohnten in denselben Arbeitervierteln, und ihre Jugendlichen, auch „Rude Boys“ genannt, mussten sich mit ähnlichen Problemen wie die Skins herumschlagen. Sie organisierten sich in harten Gangs, deren Durchsetzungsvermögen den Skins imponierte. Hinzu kam die aus Jamaica importierte Musik, der Ska, der der Rockmusik des Mainstreampublikums total zuwider lief.

Die Musik zeichnete sich durch eine starke Hervorhebung unbetonter Taktteile durch Lautstärke-Akzente und die Verwendung von Blechbläsern in der Rhythmusgruppe aus und vereinigte Elemente des Rhythm&Blues New Orleanscher Prägung, der afrikanischen Musik, des Calypso und des Mento (vgl. Halbscheffel, Kneif 1992, 312).
Die vielen Gemeinsamkeiten zwischen den „Rude boys“ und den Skins führten dazu, dass die Skins die Ska-Musik als Außenseitermusik für sich akzeptierten. Sie galt in der Mainstreamszene als primitiv und unprofessionell und war darüber hinaus nicht in jedem Plattenladen zu erstehen. Wer die neuesten Aufnahmen besitzen wollte, musste häufig Kontakte zu den Jamaicanern knüpfen, die den Import der westindischen Musik überwachten. Auf diese Weise gelangen Absetzungsstrategien gegenüber anderen britischen Jugendkulturen wie Mods, Teds, Rockern und Poppern nicht nur über das Outfit, sondern auch über die musikalischen Vorlieben.
Zahlreiche Ska-Musiker, die sich und ihre Musik durch das weiße Publikum der Skins aufgewertet fühlten, schrieben eigene Songs für die weißen Fans wie z.B. „Skinheads, A Message To You“ von Desmond Riley oder „Skinhead Revolt“ von Joe the Boss oder „Skinhead Train“ von Laurel Atkin (Farin 1997, 27).

Die erste Generation der Skins aus den 60er-Jahren überlebte ihr Image nicht lange, da die meisten ihrer Anhänger bald den wechselnden Musikmoden hinterherliefen. Als Ergebnis dieser Phase bleibt festzuhalten, dass die musikalische Ausrichtung der Skins zwar eine Abgrenzung gegenüber der Mehrheit der Jugendlichen darstellte, andererseits aber eine Anpassung an eine vorgegebene Stilrichung, in diesem Fall der Außenseitergruppe der Jamaicaner, vornahm. Eine eigene musikalische Ausdrucksweise, die die Ideale und Lebensgewohnheiten der Skinsheads widergespiegelt hätte, war noch nicht vorhanden.

Die Außenseiter wechseln die Fronten

Mitte der siebziger Jahre machte eine neue Jugendkultur in Großbritannien Furore, die auf die Musikkultur der Skinheads entscheidenden Einfluss nehmen sollte, der Punk. Mit ihrem Outfit demonstrierten diese Jugendlichen eine Art Müllkultur, Anarchie als Lebensstil und Revolte gegen das Establishment waren an der Tagesordnung. Die Musik setzte sich bewusst gegen die inzwischen hochstilisierten Klangdemonstrationen und elektronischen Rockmusikschowen ab, in dem auf einfachste Stilmittel zurückgegriffen und mit drei Akkorden ihre Weltanschauung zum Ausdruck gebracht wurde wie z.B. in „Anarchy In The UK“ von den Sex Pistols. Die Stilrichtung wurde sehr bald von der Mode- und Musikindustrie aufgesogen, so dass der Punk zum Modepunk verkam.
Einige Fans der ersten Stunde, die sich mit dieser Entwicklung nicht abfinden wollten, erinnerten sich an den Skinheadkult der sechziger Jahre und versuchten, ihr Outfit dieser Richtung anzupassen. Der Musikstil des Punk blieb erhalten, allerdings wurden die Songs härter und schneller und im Text und der musikalischen Gestaltung noch einfacher. Der Manager der Band Cockney Rejects gab dieser Musikrichtung den Namen OI!, ein Begriff, der nicht nur von der Band in ihren Songs verewigt wurde, sondern bald bei allen Skinkonzerten als Anfeuerungsruf OI!OI!OI! anstelle von „one, two three“ verwendet wurde. Auf den Straßen und in den Fußballstadien galt er als Erkennungsmerkmal, als Schlachtruf der Skins, der die Stimmung der Gruppe anheizen sollte.

Im Hinblick auf die Kultur der Skinheads erschien dieser Musikstil als sehr viel angemessener, da in der musikalischen Aufmachung männlicher als die Ska-Musik (vgl. Farin 1997, 48). Mit der neuen musikalischen Stilrichtung ging bei einigen Skins auch ein politischer Einstellungs- bzw. Orientierungswechsel einher. Aufgrund der bei vielen Betroffenen inzwischen eingetretenen Arbeitslosigkeit entwickelte sich zunehmend Fremdenhass, der sich in rechtsradikalen Parolen, die zum Teil auch in den Songtexten aufgegriffen wurden, entlud. Zwei rechtsradikale Parteien, das British Movement und die National Front machten sich die Situation zunutze und versuchten, viele Skins für ihre rechtsextremen Ideen zu begeistern (vgl. Funk-Hennigs 1994, 49). Ihnen kam die aggressive Haltung der Jugendlichen sehr entgegen. Sie versuchten, das vorhandene Gewaltpotential für ihre eigenen politischen Aktionen auszunutzen, in dem sie Skinheads bei ihren Parteiveranstaltungen als Saalordner anheuerten. Auf diese Weise wollten sie sich vor antifaschistischen und antirassistischen Demonstranten, die zum Boykott dieser Veranstaltungen aufriefen, schützen. Als Gegenleistung erhielten viele Skinheadbands die Möglichkeit, ihre Musik auf dem eigens dafür geschaffenen Plattenlabel „White Noise Record“ aufzunehmen und zu vermarkten. Obwohl einige Bands diese Gelegenheit dankbar wahrnahmen, waren jedoch die wenigsten bereit, sich wirklich politisch zu engagieren. Ein Beispiel für gelungene Beeinflussung ist Ian Stuart Donaldson, der Bandleader der Gruppe Skrewdriver. Er gehörte zu den Ersten und bekanntesten rechtsextrem organisierten Skins, die auf die Angebote der National Front eingingen und versuchten, mit ihren rassistischen Songs die gesamte Szene mit ihrem Gedankengut zu infiltrieren.

Der Ruck nach rechts

Der Ruck nach rechts rief sehr bald auch Gegner auf den Plan. Es organisierten sich viele Skins unter dem Motto „Rock against Racism“, um ihre Zugehörigkeit zu der Anti-Nazi-Liga zu demonstrieren. Die Gruppe Sham 69 ist ein Beispiel dafür, dass Musiker selbst keine rechtsradikalen Parolen vertraten, aber eine OI!-Musik produzierten, die einen Großteil des rechtsextrem orientierten Skinheadpublikums anzog. Bei öffentlichen Konzerten kam es häufig zu Schlägereien, da auch die Roadies der Gruppe dem British Movement nahe standen und die Stimmung in Hinblick auf Nazi-Parolen anzuheizen versuchten. Die Medien sorgten in der Öffentlichkeit allerdings dafür, dass die Grundhaltung der Mehrheit der Skinheads in ein falsches Licht gerückt wurde.

Die eigentlich unpolitische Haltung der Mehrheit wurde total verkannt, stattdessen die Gewalttaten grundsätzlich mit rechtsextremistischen Einstellungen von einer Minderheit von Skins in Verbindung gebracht. OI!-Musik galt hinfort als „Rechtsrock“ oder als „White-Power-Music“. Unterstützt wurde diese Vorstellung von dem Slogan Gary Bushells, der den zweiten Sounds-Sampler der OI!- Musik mit dem Spruch „Strength Thru OI!“ titulierte und damit bewusst eine Assoziation zu der Naziparole „Kraft durch Freu (oi)de“ hervorrief. Hatte die erste Generation von Skins sich Musik einer anderen Kultur zu Eigen gemacht, mit deren Hilfe sie sich von der Mittelschicht absetzen konnte, fand die zweite Generation über den Punk zur OI!-Musik und damit zu einem eigenen, für sich angemessenen Ausdrucksmittel, welches in seiner Diktion Härte, Männlichkeit und vor allem Aggressivität wiedergab.
In den Songs kamen Probleme, Gedanken und Gefühle zum Ausdruck, mit denen sich viele der Skinheads identifizieren konnten. Die Skinheadmusik, nun bekannt als OI!-Musik, konnte nun als identitätsstiftender Faktor angesehen werden. Es gab allerdings noch einen anderen Grund für den Wechsel der Musikstile zwischen der ersten und zweiten Generation. Der von den Jamaicanern eingeführte schnellere Ska war inzwischen vom langsameren Reggea abgelöst worden. In dieser stark religiös orientierten Musik besannen sich die Jamaicaner wieder auf ihre eigenen schwarzen Wurzeln. Afrikaner und andere Schwarze riefen bei vielen Skins jedoch Fremdenhass hervor, so dass diese Musik nicht länger als Identifikationsobjekt für ihre Einstellungen und Abgrenzungen gegenüber anderen gelten konnte.

Skinheads in Deutschland

Wenn auch die erste Generation von Skinheads in Deutschland als weitgehend unpolitisch zu bezeichnen ist, war durch den Einfluss der von Egoldt vertriebenen britischen Bands ein Rechtsruck unübersehbar. Der Hang zu Gewalt nahm Mitte der achtziger Jahre enorm zu und machte sich zunächst in den Fußballstadien bemerkbar, eine Erscheinung, die bereits von den britischen Vorbildern bekannt war. Entgegen der Medienpolitik, die Ende der achtziger Jahre ein Bild von der deutschen Skinheadszene vermittelte, das ausschließlich als rechtsextrem und gewalttätig einzustufen sei, hatten die inzwischen tätig gewordenen Verfassungsschutzbehörden in Bund und Ländern ein weitaus differenzierteres Bild gewonnen. Bereits im Jahre 1991 (Verfassungsschutzbericht 1991, Bonn 1992) war man zu dem Ergebnis gekommen, dass zwischen mindestens 5 Gruppierungen von Skins unterschieden werden musste:
–     Nazi-Skins (White-Power-Skins), die zum Sympathisantenkreis neonazistischer Organisationen wie z.B. der FAP oder der Nationalen Front gehören und zu den überzeugten Rassisten und Nationalisten zählen. Ihre Musikbands zeichnen sich durch gewaltverherrlichende und neonazistische Texte aus.
–     rechtsextreme Skins, die ihrer Einstellung nach zu den Nationalisten zählen. Gewalttätige Ausschreitungen gegenüber Ausländern und Minderheiten sind keine Seltenheit.
–     unpolitische Skins. Sie entsprechen der ersten Generation von Skins in Großbritannien, die vor allem Spaß bei Saufgelagen, Fußball, Musikhören und Randalierereien haben wollen.
–     S.H.A.R.P.-Skinheads (Skindhead against racial prejudice). Sie treten entgegen ihren rechtsorientierten Kameraden demonstrativ für Asylbewerber und Ausländer ein. Sie organisieren eigene Konzerte und geben auch Fanzines heraus, die ihrer politischen Anschauung entsprechen.
–     Red-Skinheads (Anarcho-Skins), die als linksextremistisch einzustufen und politisch sehr engagiert sind (vgl. Skinheads in NRW, hg. vom Innenministerium des Landes NRW).

S.H.A.R.P.S – Skinheads

Dass die Skinheadszene nicht auf Großbritannien und anschließend auf Europa beschränkt blieb, lässt sich vor allem an den S.H.A.R.P.S. – Skinheads zeigen. Diese antirassistische Skinheadbewegung hatte sich in den USA formiert und war durch das britische Bandmitglied Roddy Moreno von der Gruppe The Oppressed in Europa bekannt geworden. Viele Jugendliche, die der Skinheadmusik zugetan waren, sich aber nicht mit dem Rechtsradikalismus identifizieren wollten, fanden sich mit ihren Gedanken in dieser Gruppierung wieder. Die Musik der Skinbands blieb in dieser Phase weitgehend dem Punkstil treu, übernahm aber auch Elemente des deutschen Polit-Metal. Allerdings erreichte kaum eine Skin-Band die musikalische Qualität und technische Fertigkeit, wie sie von vielen Heavy-Metal-Bands bekannt ist. Auch in Deutschland grenzten sich die Skinheads mit ihrer Musik und ihren Fanzines bewusst von anderen Jugendgruppen ab. Abgesehen von den musikalisch sehr reduzierten Stilmitteln war es nun vor allem der Text, durch den die Abgrenzung geschah. Auf der einen Seite verbreitete man rechtsextreme, rassistische und nationalistische Texte, auf der anderen Seite wurden Bilder vom Leben der Skinheads, ihrem Gefühl von der eigenen Ausgegrenztheit innerhalb unserer Gesellschaft und von den Lebensgewohnheiten der Skins geschildert. Musik als Ausdruck des eigenen Lebensgefühls war das Motto dieser Skingeneration.

Zur Rolle der Mädchen in der deutschen Skinheadszene

Entgegen anderen Jugendkulturen finden wir in der Skinheadszene von Anfang an kaum aktive Mädchen. Das „Macho-Gehabe“ vieler Skins sowie Äußerungen in Fanzines lassen die frauenverachtende Einstellung erkennen. Oft wird in den Fanzines ein Frauenbild heraufbeschworen, das der Rolle von Frau und Mutter im Dritten Reich entspricht (vgl. Funk-Hennigs 1994,52). Die bereits bei den britischen Skinheads angesprochene rückwärts gerichtete Haltung in Bezug auf gesellschaftliche Werte und Normen wird auch hier wieder deutlich. Als Lustobjekt findet der weibliche Partner Anerkennung. Kein Wunder, dass Frauen, die sich in diesem Terrain bewegen, kaum über ausreichendes Selbstbewusstsein verfügen. Sie werden von ihren sog. Freunden als „Fickhennen“ eingestuft (vgl. Farin/Seidel-Pielen 1993, 155). Die Gleichstellung von Mann und Frau wird abgelehnt, stattdessen einer organologischen Sichtweise das Wort geredet, die auf den natürlichen Unterschied zwischen Frau und Mann abhebt. Der Versuch weniger Mädchen, die auch Renees genannt werden, spezielle Skinheadgirlgruppen aufzubauen, ist inzwischen wieder aufgegeben worden. Finden sich dennoch vereinzelt aktive Skingirls, zeichnen sie sich durch besondere Kreativität und durch großes Organisationstalent aus (vgl. Farin, Seidel-Pielen, 1993). Bei den Anfang der neunziger Jahre zu beobachtenden Radikalisierungstendenzen musste allerdings festgestellt werden, dass fremdenfeindliche Gewaltaktionen fast ausschließlich als männertypisches Verhalten stattfanden. Gegen Skinheadgirls wurde nur im Zusammenhang mit Propagandadelikten ermittelt (vgl. Willems et. al. 1993).

Radikalisierungstendenzen innerhalb der deutschen Skinheadszene in West- und Ostdeutschland

Auch in der ehemaligen DDR tauchten schon Anfang der achtziger Jahre Skinheads auf. Natürlich versuchte die offizielle Politik diesen Tatbestand zu leugnen bzw. zu ignorieren. Neben der Medienzensur durfte selbst eine an der Leipziger Universität im Fach Soziologie erhobene Studie zu diesem Phänomen nicht vor der Wende veröffentlicht werden. Der Überfall von Skins und anderen rechten Gruppierungen auf ein Punkkonzert in der Ostberliner Zionskirche am 17. Oktober 1987 ließ sich allerdings nicht mehr verheimlichen. Zwischen 1988 und 1989 kam es z.B. zu 188 Prozessen wegen rechtsradikaler Delikte (Farin 1997,57). Gegen Ende der DDR organisierten sich die meisten Skins mit neonazistischen Gruppen, da sie von dem gleichen Gegner verfolgt wurden.

Die eigentliche Tradition der Skinheadkultur blieb den jüngeren Mitgliedern weitgehend unbekannt. Nach der Zusammenführung der beiden deutschen Staaten im Oktober 1990 eskalierte die Gewaltbereitschaft im Osten und im Westen. Angriffe auf Asylantenheime, Ausländer, Homosexuelle, Linke und Behinderte überstürzten sich. Die Straftaten schnellten von durchschnittlich 250 pro Jahr in dem Zeitraum von 1987 -1990 auf 6336 Fälle im Jahre 1992 hoch (vgl. Willems et. al. 1993, 7/8). Die 1993 in allen Bundesländern durchgeführten Razzien seitens der Verfassungsschutzbehörden führten vorübergehend zu einer Beruhigung der Szene. Anhand der danach neu entstandenen Bands und den in ihrer Musik vermittelten Inhalte sind die Denkmuster jedoch rassistisch und nationalistisch geblieben. Der seit Anfang der 90er-Jahre zu beobachtende Trend, dass in den neuen Bundesländern eine deutlich höhere Zugehörigkeit der Tatverdächtigen zu rechtsextremistischen Gruppen festzustellen ist als in den alten Bundesländern (37,4% zu 19,3% ), scheint laut Aussagen des Verfassungsschutzberichtes von 1999 immer noch anzuhalten. Im Durchschnitt wurden in den östlichen Ländern 2,19 Gewalttaten je 100.000 Einwohner registriert, während sich die Zahl in den westlichen Ländern auf 0,68 belief (Verfassungsschutz 1999,21).

Zur Entwicklung eines europäischen Netzwerkes – Die „Blood and Honour“ – Bewegung

Unter Führung von Ian Stuart Donaldson und des harten Kerns der britischen Neonazi-Skinhead-Bewegung wurde 1987 „Blood and Honour“ ins Leben gerufen. Gruppen wie Skrewdriver, Brutal Attack, Sudden Impact, No Remorse und Squadron unterstützten die Bewegung von Anfang an und versuchten, sich auf diese Weise von dem unter der Ägide der National Front entstandenen „White Noise Club“ zu distanzieren. Es entstand eine Hochglanzzeitung desselben Namens, die sich vorwiegend durch nationalsozialistische Bildersymbolik und Runen auszeichnete und offenen Rassismus propagierte. Obwohl man sich durch diese Neugründung bewusst von der National Front absetzte, blieb die infolge der „Rock against Racism-Bewegung“ entstandene „Rock against Communism“-Bewegung das Grundgerüst der ideellen Überzeugung. Diese Organisation präsentierte sich durch das Magazin, die Organisation von Konzerten und die Herstellung von Merchandising-Artikeln. Kontakte zu der Plattenfirma „Rock-o- Rama-Records in Deutschland und Rebelles Européens in Frankreich, geleitet von Gael Bodilis in Brest, sorgten für die Verbreitung der extrem rechts orientierten Musik der „Blood and Honour“ – Organisation. Konzertreisen britischer Skinheadgruppen nach Deutschland, Belgien, Frankreich, Skandinavien und nach der Wende auch in osteuropäische Länder wie Polen, Tschechien, Bulgarien etc. zogen Jugendliche auf dem ganzen europäischen Kontinent an und konnten das Interesse vieler für diese rechtsradikale Musikrichtung wecken. Ende 1990 war das Netzwerk neonazistischen Gedankenguts über die Verbreitung der Skinheadmusik in vielen Ländern Europas so dicht gespannt, dass das Europaparlament einen Untersuchungsausschuss einsetzte, um gezielte Aussagen über die Entwicklung von Rassismus und Fremdenfeindlichkeit in den Jugendkulturen auf internationaler Ebene treffen zu können. Dabei wurde Großbritannien vorgeworfen, dass die Subkultur der Skinheads von dort aus über den europäischen Kontinent verbreitet wurde ( Silver 2000, 35). In Anlehnung an „Blood and Honour“ wurden in den frühen 90er-Jahren auch in Belgien, Brasilien, Deutschland, Frankreich, Griechenland, Italien, den Niederlanden, in Polen, Schweden, Spanien, Ungarn und den USA entsprechende Skinfanzines produziert. Um die internationale Verbreitung zu fördern, erschienen viele Texte in englischer Sprache (Silver 2000, 36).

Zerfall der Musikszene in Großbritannien

Nach dem Unfalltod des Gründers von „Blood and Honour“, Ian Stuart Donaldson, der mittlerweile in der europäischen Skinheadszene als Kultfigur galt, zerfiel die Musikszene in Großbritannien in kleine, sich untereinander bekämpfende Fraktionen. Die Neonazi-Gruppe Combat 18 (C18) machte sich diesen Umstand zunutze, in dem sie den Namen für ihre eigene Zwecke benutzte. Sie gründete 1994 ein eigenes Label ISD (Ian Stewart Donaldson)- Records. Neben dem von der National Front in den achtziger Jahren gegründeten „White Noise“-Label war dies der erste neue Versuch, speziell für Skinheadmusik eine Produktionsstätte zu schaffen, die die vollständige Kontrolle über den kompletten Produktionsprozess beinhaltete, angefangen beim Inhalt der Texte bis zu den Gewinnen. Bis zu diesem Zeitpunkt war „Rock-o-Rama-Records“ führend auf dem internationalen Markt. Die nationalistischen Parteien hatten längst erkannt, dass sich die Verbreitung der Skinheadmusik, auch „White- Power- Musik“ genannt, als ein äußerst lukratives Geschäft erwies, mit dem man seine Parteifinanzierung wesentlich aufbessern konnte. Combat 18 machte sich mit dem neuen Label diese Strategie zu Eigen und erwirtschaftete allein in den Jahren 1995 und 1996 einen Gewinn von ca. 100.000 Pfund. Zurzeit lassen sich in dieser Szene große Mengen Geld verdienen, allerdings ist der Gegeneffekt, dass viele Gruppen und Richtungen sich untereinander zerstreiten und spalten.

Literatur

Annas,Max, Ralph Christoph (Hg.) (1994): Neue Soundtracks für den Volksempfänger.

Nazirock, Jugendkultur & Rechter Mainstream. Berlin: Edition ID-Archiv

Behrens, Fritz (Hg.) (1999): Skinheads und Rechtsextremismus. Instrumentalisierung einer jugendlichen Subkultur. Düsseldorf (Innenministerium NRW)

Brück, Wolfgang (1988): Das Skinhead-Phänomen in jugendkriminologischer Sicht. Zentralinstitut für Jugendforschung Leipzig

Farin, Klaus, Seidel-Pielen, Eberhard (1993): Skinheads. München:Verlag C.H. Beck

Farin, Klaus (Hg.) (1997): Die Skins. Mythos und Realität. Berlin: CH. Links Verlag

Funk-Hennigs, Erika (1994a): Zur Musikszene der Skinheads – ein jugendkulturelles und/oder ein rechtsextremistisches Phänomen unserer Gesellschaft? In: Heiner

Gembris, Rudolf Dieter Kraemer, Georg Maas (Hg.): Musikpädagogische Forschungsfragen 1993, Augsburg: Wissner

Funk-Hennigs, Erika (1994b): Über die Rolle der Musik in der Alltagskultur der Skinheads. In: Beiträge zur Popularmusikforschung Bd. 13, hg. von H. Rösing, Baden-Baden: Coda, S. 46 – 78

Halbscheffel, Bernward, Kneif, Tibor (1992): Sachlexikon Rockmusik. Instrumente, Stile, Techniken, Industrie und Geschichte. Reinbek

Larson, Stieg (2000): racism inc. White-Power.Music made in Sweden. In: Searchlight…Hamburg/Münster: rat Unrast, S. 89 – 104

Pankowski, Rafal (2000): OI! – für das Vaterland. In: Searchlight…Hamburg/Münster: rat Unrast, S. 109 -114

Searchlight. Antifaschistisches Infoblatt. Enough is enough. Rat (Hg.) (2000): White Noise. Hamburg/Münster

Silver, Steve (2000): Das Netz wird gesponnen. Blood and Honour 1987 – 1992. In: Searchlight…Hamburg/Münster: rat Unrast, S. 25 – 42

Skinheads in NRW. Innenministerium des Landes NRW 1992

Verfassungsschutzbericht 1991, Bonn 1992

Verfassungsschutzbericht 1999, Bonn 2000

Weiss, Michael (2000): Begleitmusik zu Mord und Totschlag. Rechtsrock in Deutschland. In: Searchlight…Hamburg/Münster: rat Unrast, S. 63 – 88

Willems, Helmut, Würtz, Stefanie, Eckert, Roland (Hg.) (1993): Fremdenfeindliche Gewalt: Eine Analyse von Täterstrukruren und Eskalationsprozessen. Bundesministerium für Frauen und Jugend.Bonn 1993