MUSTERHAUS – EPISODE 3 VON WUNDER OPUS 5

GESUNGENE ARCHITEKTUR UND KOMPONIERTE WOHNUTOPIEN

Halbzeit bei der Erschaffung des WUNDERS. Zwei Episoden haben bereits an der wundersamen Verwandlung des Leipziger Westens zum musikalischen Zentrum Leipzigs mitgewirkt. Nun steht Episode 3 MUSTERHAUS in den Startlöchern (Premiere am 04.12.2014). Musterhäuser dienen dazu, sich ein reales Bild eines Hauses zu machen. Hier können zum Beispiel Bauweise, Materialien oder Zimmeranordnung vor einem Kauf angesehen und angefasst werden. Das Musterhaus ist Symbol einer industrialisierten Bauweise, die eng verbunden ist mit Lebens- und Wohnutopien der 1920er Jahre. Die Frage „Wie wollen wir wohnen?“ wurde schnell zu „Wie wollen wir leben?“. Auch heute scheinen diese Fragen wieder akut zu werden:

Überschriften wie +++ Die Karawane zieht nach Leipzig +++ Junge Kreative zieht es nach Leipzig +++ Kreative verlassen Berlin und ziehen an die Pleiße +++ Leipzig ist das neue Berlin +++ lassen erahnen, dass Lebens- und Wohnkonzepte eine zentrale Frage im stark wachsenden Leipzig des 21. Jahrhunderts sind.

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Photo: Janina Janke

Abgesehen von der übertriebenen Rhetorik ist eines sicher: Leipzig befindet sich in einer Transformation. Was heißt es aber, einen Ort zu einem anderen zu machen? Sind bestimmte Funktionen und Strukturen in Räume eingeschrieben? Sind manche Räume allein dazu bestimmt eine Galerie, ein H&M oder ein Subway zu werden? Bevor Leipzig zum neuen Berlin wird, richtet Oper Dynamo West ab November 2014 im Neuen Kaufhaus Held in Leipzig-Lindenau ein MUSTERHAUS ein. Heute stehen die fünf Etagen des einstigen Warenhauses leer. Räume mit Vergangenheit, die auf ihre neue Bestimmung warten. Denn Stein ist nicht alles! Wenn ein gebauter Raum genauso gut eine Modeboutique, ein Krankenhaus oder Politbüro sein kann, wenn unsere Nutzung die Funktion eines Raums bestimmt, was können Räume sonst noch sein? Im MUSTERHAUS treffen visionäre historische Wohnutopien auf aktuelle Wohnformen Leipzigs. Zum Beispiel trifft das 1932 errichtete Moskauer „Narkofim-Haus“ als avantgardistische Vision der baulich verwirklichten Kommune auf die den 1970er Jahren planmäßig angelegte Großwohnsiedlung Grünau im Leipziger Westen. Oder die aberwitzigen Gemeinschaftsutopien der amerikanischen Freikirche „Shaker“ auf die posturbane Erscheinung der Town-Houses, die in Leipzig Lindenau und Connewitz wie Pilze aus dem Boden schießen.
Die Verbindung dieser vollkommen verschiedenen Lebensentwürfe und Zeitalter liegt in der Musik. Oder genauer in Tönen. Der Komponist Bill Dietz hat eine Formel entwickelt, die Entfernungen und Raum in Frequenzen und damit Töne übersetzt. Werden diese Töne von den menschlichen Stimmen einer Gruppe erzeugt, entstehen gemeinschaftliche Räume und klingende Architekturen. Von der Insel bis zur Villa, von der Landkommune bis zur Wohnmaschine – wandeln und verwandeln Oper Dynamo West mit ihrem Publikum Klang zu Raum und erproben alternative Formen urbane Orte zu teilen und zu beleben. Wollen Sie Teil des Wunders werden? Dann besuchen Sie die WORKSHOPS zum MUSTERHAUS und gründen Sie mit uns einen temporären Bewohner-Chor.

Mehr zu den Künstlern
Seit mehreren Jahren arbeiten der Komponist Bill Dietz (Ensemble Zwischentöne) und die Bühnenbildnerin und Regisseurin Janina Janke (Oper Dynamo West) über realisierte Wohn- utopien, soziale und auditive Gemeinschaften. Im Corbusierhaus Berlin erzeugten sie via WiFi computergesteuerte Raumklangbewegungen quer durchs Gebäude. In Marseille transformierten sie die Ostfassade der Cité radieuse mit Hilfe der Stereoanlagen der Bewohner in einen gigantischen Lautsprecher. Das Musterhaus in Leipzig Lindenau ist nun der nächste Schritt auf ihrer Erkundung von immaterieller Architektur, diesmal ganz ohne Technik.

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